The Project Gutenberg eBook of Kurze Geschichte und Beschreibung der k.k. Pfarrkirche zum heiligen Carl Borromäus in Wien in der Vorstadt Wieden, nebst einigen Zügen aus dem Leben des heiligen Carl Borromäus

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Title: Kurze Geschichte und Beschreibung der k.k. Pfarrkirche zum heiligen Carl Borromäus in Wien in der Vorstadt Wieden, nebst einigen Zügen aus dem Leben des heiligen Carl Borromäus

Author: Anonymous

Release date: September 27, 2025 [eBook #76937]

Language: German

Original publication: Wien: Verlag von Anton Mausberger, 1837

Credits: Richard Illner and the Online Distributed Proofreading Team at https://www.pgdp.net (This file was produced from images made available by The Austrian National Library)

*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK KURZE GESCHICHTE UND BESCHREIBUNG DER K.K. PFARRKIRCHE ZUM HEILIGEN CARL BORROMÄUS IN WIEN IN DER VORSTADT WIEDEN, NEBST EINIGEN ZÜGEN AUS DEM LEBEN DES HEILIGEN CARL BORROMÄUS ***

Anmerkungen zur Transkription

Das Original ist in Fraktur gesetzt. Schreibweise und Interpunktion des Originaltextes wurden übernommen; lediglich offensichtliche Druckfehler sind stillschweigend korrigiert worden.

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Worte in Antiqua sind "kursiv" dargestellt.

titelblatt

Kurze Geschichte

und

Beschreibung

der k. k. Pfarrkirche

zum heiligen

CARL BORROMÄUS

in Wien

in der Vorstadt Wieden,

nebst

einigen Zügen aus dem Leben

des heiligen

Carl Borromäus.


Eine Festgabe

für die fromme Pfarrgemeinde zur Secularfeier der
Einweihung dieser Kirche im November 1837.

Wien.

Druck und Verlag von Anton Mausberger.

1837.

Lobet den Herrn in seinen Heiligen.

Psalm 150, v. 1.


[S. 3]

§. 1. Das kaiserliche Gelübde.

Der ruhmvollen Regierung Kaisers Carl VI.[1] verdankt Wien die schönsten Gebäude der neuern Baukunst. Auch unsere Pfarrkirche wurde von diesem großen Regenten zur Zierde unserer Residenzstadt aufgeführt. Die Begebenheiten, welche dieses großartige Unternehmen veranlaßten, erwecken in uns wehmüthige, aber Gottvertrauen belebende, Erinnerungen. Kaum hatten sich unsere Fluren von den wilden Verheerungen der letzten türkischen Belagerung im Jahre 1683 erholet, und mit Segen und Denkmalen des unermüdlichen Fleißes wieder geschmücket; als eine neue Geißel, die Pestseuche[2] sie heimsuchte. Wahrscheinlich von einer armen Weibsperson im Jänner 1713 aus Ungarn hereingebracht, dauerte sie ein ganzes[S. 4] Jahr. Der tapfere Kaiser verließ in dieser Noth die Seinigen, als ein treuer Landesvater, nicht. Er blieb in Wien, und traf selbst die kräftigsten Vorkehrungen zur Hemmung, Abwendung und Heilung dieses Übels. Seine Frömmigkeit wußte wohl, daß, wenn der Herr die Stadt nicht bewahrt, der Wächter umsonst wachet und bewahrt[3], und alle Mühe vergeblich ist; darum nahm er bei allen Maßregeln der menschlichen Klugheit seine Zuflucht zur allmächtigen Hilfe Gottes. In einem feierlichen Bittzuge begab er sich mit dem ganzen Hofe am 22. Oktober 1713 in den ehrwürdigen Dom von St. Stephan, sank dort an den Stufen des Hochaltares auf die Knie, und gelobte, um Abwendung der Pest von Stadt und Land zu erflehen, zur Ehre des heiligen Carl Borromäus[4] eine Kirche zu erbauen und zu stiften. Gott erhörte die demüthige Bitte, mit dem Ende des Jahres erlosch die Seuche, welche gegen 9000 Menschen hinraffte. Gewiß eine kleine Anzahl bei der vermehrten Bevölkerung, im Vergleiche mit frühern solchen Heimsuchungen, besonders im Jahre 1679[5]. Seit dieser[S. 5] Zeit blieb unsere Stadt von dieser Geißel des Morgenlandes verschont. Die trefflichsten Anstalten zur Abwendung der Einschleppung und Verbreitung derselben sind an den bedrohten Gränzen des Reiches getroffen. Die Weisheit und Fürsorge unserer milden Regierung verdient dadurch den Dank von ganz Europa, und wir vermögen, im Vertrauen auf den göttlichen Beistand, ein ruhiges und gottseliges Leben zu führen.

§. 2. Die Erbauung der Kirche.

Die gewissenhafte Treue des frommen Kaisers war sogleich mit der Erfüllung des Gelübdes beschäftigt. Eine freie, mäßige Anhöhe, vor dem Kärnthnerthore am Anfange des Rennweges, wurde zum Platze erwählet. Der durch seine vielen Kunstwerke berühmte kaiserliche Architekt Johann Fischer von Erlach verfertigte den Bauplan, den unter seiner Leitung und Aufsicht der Baumeister Philipp Martinelli ausführte. Die ausgezeichnetsten Künstler wurden zur Ausschmückung des schönen Tempels berufen. Nach den gehörigen Vorbereitungen begannen rasch die Arbeiten, so daß seine Majestät selbst schon am 4. Februar 1716 den Grundstein legten. Der Neutraer Bischof, Ladislaus Graf von Erdödy, weihete ihn. Eine Abschrift des kaiserlichen Gelübdes, goldene und silberne Denkmünzen und geweihte Bilder wurden in denselben gelegt. Zuletzt wurde er durch eine kupferne Platte geschlossen, in welche umständlich alles, die Grundlegung[S. 6] und Erbauung der Kirche Betreffende eingegraben war. Schnell stiegen die Mauern empor, bis im Jahre 1722 mit den Arbeiten ausgesetzt wurde, welche in den nächstfolgenden Jahren eifrig fortgesetzt, die Vollendung des ganzen Gebäudes, mit Ausnahme einiger innern Einrichtungen, im Jahre 1737 erreichten. Nach den Baurechnungen betrug die Summe sämmtlicher Ausgaben 304045 fl. 22¼ kr.

§. 3. Die Einweihung der Kirche.

Der ersehnte Tag, an welchem der vollendete herrliche Tempel der Anbetung Gottes und der Feier der heiligsten Geheimnisse unserer Religion geweihet, an welchem die kunstgeschmückten Mauern zu einer Wohnung des Heiles geheiligt, an welchem die Gelübde des großmüthigen Erbauers gelöset wurden, war herangekommen. Der 28. Oktober 1737, der Festtag der heiligen Apostel Simon und Judä, war dieser freudige Tag. Seine Eminenz, der Cardinal Sigmund Graf von Kollonitsch, der erste Erzbischof von Wien, verrichtete selbst die Feierlichkeiten und Gebete der Einweihung. An diesem Tage wurde geflehet, daß jeder, der in dieses Gotteshaus, um Wohlthaten bittend, eintritt, sich der gnädigen Erhörung erfreuen möge; daß alle, die hier ihre Gelübde darbringen, mit der göttlichen Hilfe der ewigen Belohnungen theilhaftig werden; daß wir alle, wie dieser Tempel aus Steinen zusammengefügt ist, als lebendige[S. 7] und auserwählte Glieder eines ewigen Gottesbaues, der heiligen Kirche, auf das innigste durch Liebe und Gnade vereinigt, im Geiste zunehmen und wachsen zum ewigen Leben in Gott und Jesu Christo. Die zwölf Stellen der innern Kirchenwände, welche mit den Kreuzzeichen bezeichnet sind, wurden mit dem heiligen Chrisame unter den Worten gesalbet: »Es soll geheiligt und geweihet werden dieser Tempel im Namen des Vaters, des Sohnes, und des heiligen Geistes zur Anbetung Gottes, zur Ehre der glorwürdigen Jungfrau Maria und aller Heiligen, unter dem Namen und Andenken des heiligen Carl Borromäus. Der Friede sey mit euch!« Hierauf weihete der hochwürdigste Cardinal-Erzbischof den Hochaltar zu Ehren des heiligen Carl Borromäus. Dann wurden die andern Altäre von dem damaligen Weihbischofe, dem Hochwürdigsten Herrn Joseph Heinrich Breitenbücher, Bischofe von Antigonia, in nachfolgender Ordnung konsekriret, als: 1) der größere Seitenaltar Mariä Himmelfahrt zu Ehren der allerseligsten Jungfrau. 2) Der andere größere Seitenaltar zu Ehren der heiligen Elisabeth. 3) Der Seitenaltar neben der Kanzel zu Ehren der heiligen fünf Wunden Christi. 4) Diesem gegenüber der Seitenaltar zu Ehren des heiligen Lukas. 5) Unten in der Kirche an der Kanzelseite der Altar zu Ehren des heiligen Josephs; 6) endlich diesem gegenüber der Altar zu Ehren des heiligen Johann von Nepomuk. Zuletzt segneten[S. 8] seine Eminenz noch die zur Kirche gehörigen acht Glocken, die zusammen über 154 Centner wiegen[6].

§. 4. Fernere Schicksale der Kirche.

Während der Bauführung wurde die geistliche Besorgung dieses prachtvollen Gotteshauses durch kaiserliches Dekret vom 17. November 1733 dem ritterlichen Kreuzherrenorden mit dem rothen Sterne[7] anvertraut. Mit 1. Mai 1738 begann der stille Gottesdienst. Am 12. Sonntage nach Pfingsten, den 24. August desselben Jahres, gerade am Feste des heiligen Apostels Bartholomäus, wurde der erste feierliche Gottesdienst verrichtet. Seine Majestät, der durchlauchtigste Gründer der Kirche, erschien in glänzender Auffahrt, in Begleitung des allerhöchsten Hofes und vieler Gesandten und Großen des Reiches zur[S. 9] Danksagung und Gedächtnißfeier der Einweihung. Das Hochamt hielt, in Gegenwart Seiner Eminenz des hochwürdigsten Cardinal-Fürst-Erzbischofes, der damalige General-Großmeister des Kreuzherrenordens mit dem rothen Sterne, Matthäus Böhmb, und die erste Predigt in dieser Kirche Friedrich Thoma, Priester desselben Ordens. Seit dieser Zeit wurde der Gottesdienst in dieser kaiserlichen Kirche immer von Mitgliedern dieses Ordens besorgt. Die Kirche mit ihren Geistlichen jedoch hatte keine festen Einkünfte. Da vollendete die große Tochter des großen Vaters dessen fromm begonnenes Werk. Die unsterbliche Kaiserinn, Maria Theresia, verlieh durch Allerhöchst Ihren Dotations- und Stiftungsbrief vom 4. Jänner 1776 allergnädigst der Kirche und ihren Priestern ein bleibendes und hinreichendes Einkommen. Ihr ruhmvoller Sohn, Kaiser Joseph II., erhob im Jahre 1783 diesen Tempel zu einer Pfarrkirche. Bei einem so großen und prächtigen Gebäude, welches eine Zierde der Residenzstadt ist, fehlt es nicht an jährlich vorfallenden Baureparaturen. Drei derselben sind wegen ihres Umfanges bemerkenswerth. Im Jahre 1771 kostete dieselbe 23000 Gulden, da fast das ganze Dach neu hergestellt werden mußte. Unter der Regierung des Höchstseligen Kaisers Franz I. wurde im Jahre 1817 das Äußere der Kirche ganz hergestellet. Und in diesem Jahre haben Seine Majestät unser allerdurchlauchtigste Kaiser Ferdinand I.,[S. 10] wieder die Erneuerung der Kirche allergnädigst anbefohlen, nach welcher sie nun mit verjüngter Pracht unsere Hauptstadt schmücket, und die fromme Freigebigkeit unsers besten und allergnädigsten Landesvaters verkündigt.

§. 5. Beschreibung der Kirche.

Ungemein prachtvoll ist der Anblick, den die Kirche von der Vorderseite darbietet, die am schönsten gegen die kaiserliche Burg hin ihre großartige und wohlgeordnete Bauart entfaltet. Über der reichgeschmückten Vorhalle strebet die weite Kuppel himmelan. Links und rechts erheben sich weit in die Lüfte zwei gewaltige Marmorsäulen, an welche sich zwei hohe Bogen, zu Seiteneingängen dienend, mit zierlichen Thürmen anschließen. An diesen befinden sich die Uhrblätter, und in ihrem Innern bergen sie das volltönende Geläute. Jeder Beschauer klaget, daß die anderen Seiten der Kirche mit ihren großartigen Verhältnißen durch die anstossenden Gebäude fast ganz dem betrachtenden Auge entzogen werden. Die Vorderseite ist ziemlich genau nach Norden gerichtet, daher den Beschädigungen der üblen Witterung am meisten ausgesetzt; der Hochaltar liegt gegen Süden, der größere Seitenaltar Mariä Himmelfahrt ist gegen Osten, und jener der heiligen Elisabeth gegen Westen aufgestellt. Die Höhe der Kirche von der untersten Stufe des Haupteinganges bis an das Ende des Kreuzes der[S. 11] Kuppellaterne beträgt 227 Fuß, und die ganze Breite der Vorderseite 216 Fuß. Über fünfzehn Stufen steigt man zur Vorhalle hinauf, die auf sechs korinthischen Säulen ruhet. Ein kostbares Stirnband derselben bildet eine lateinische Inschrift aus ehernen vergoldeten Buchstaben, welche die Entstehung der Kirche andeutet, und aus dem 21. Psalm. 26. Vers entnommen ist. Sie lautet: »Ich werde mein Gelübde im Angesichte der Gottesfürchtigen erfüllen.« In dem über derselben befindlichen dreieckigten Giebel ist in halberhobener Arbeit Wien in den Pestnöthen dargestellt. Die Spitze der Vorhalle ist mit dem Bildnisse[8] des heiligen Carl Borromäus geschmückt. Knieend, um Hilfe flehend erhebet er seine Arme zum Himmel. Dieses umgeben vier Standbilder, Sinnbilder der vier Tugenden, durch welche er besonders vorleuchtete, nämlich: der feste Glaube, der Eifer im Gebete, die wohlthätige Liebe und die Buße. Die beiden Prachtsäulen neben der Vorhalle sind 105 Fuß hoch, und der größte Durchmesser ihres Schaftes hat beinahe 14 Fuß. Sie sind mit einer darstellenden Reihe fortlaufender Begebenheiten in halberhobener Arbeit ganz überdeckt. Die östliche Säule veranschaulicht das Leben, die westliche die Wunder des heiligen Carl. Die Säulen selbst sind hohl. Eine bequeme Treppe in ihrem Innern führt auf[S. 12] ihre Spitze, die mit kupfernen vergoldeten Adlern, wie mit einem Geländer, umgeben ist. Oben befinden sich einige Glöckchen; und Niemand wird die Mühe des Ersteigens bereuen, welche durch die herrlichste Aussicht belohnt wird.

Aus der Vorhalle tritt man in das Hauptthor von grauem Marmor. Über demselben prangt eine große Tafel aus röthlichem Marmor, welche mit goldenen Buchstaben die lateinische Inschrift enthält: »Zur Verherrlichung des ewigen höchsten Gottes hat dem heiligen Fürbitter Carl Borr. Kaiser Carl VI., katholischer und apostolischer König[9], sein feierliches Gelübde erfüllt, welches er für die Wohlfahrt des Volkes im Jahre Christi 1713 ablegte, und dessen Erhörung er noch in demselben Jahre erlangte.« Beim Eintritte in die Kirche sieht man vor sich den Hochaltar, über sich das Gewölbe des Musikchores; links erblickt man die Kanzel. Tritt man tiefer hinein, und schauet aufwärts, so überraschet die schwindelnde Höhe der Kuppel. Die innere Höhe der Kirche vom Pflaster bis an den Schluß des Gewölbes der Kuppellaterne beträgt 192 Fuß: die innere Länge mißt 174 und die größte Breite 114 Fuß. Die Decke der Kuppellaterne ist mit dem Sinnbilde des heiligen Geistes geschmückt, um anzudeuten, wie von Ihm die heilige Kirche Gottes erleuchtet, beschützt und geleitet wird. Das Kuppelgemälde[S. 13] stellt die Aufnahme des heiligen Carl in die Herrlichkeit der Verklärten am Throne des dreieinigen Gottes vor. Dieses kunstvolle Gemälde, wie alle andern ausgezeichneten Fresco-Malereien der Kirche, sind von dem berühmten Rottmayer. Die Kuppel und ihre Laterne sind eirund, jede wird durch acht hohe Bogenfenster erleuchtet, denen noch acht kreisförmige Fenster am Anfange des Kuppelgewölbes beigefügt sind.

Die Kuppel über dem Hochaltare bildet eine Sternenkrone, unter derselben glänzet in eigenthümlichem Strahlenglanze der geheimnißvolle Namen des Ewigen, von welchem sich Strahlen herabsenken auf das Bildniß des heiligen Fürbitters, der knieend mit erhobenen Händen Hilfe erflehet. Alle Bilderwerke über dem Hochaltare sind aus künstlichem weißen Marmor. Der Altar selbst jedoch ist von weißem tyroler Marmor, und auf demselben steht gewöhnlich ein kostbares Kreuzbild aus Elfenbein, welches Kaiser Joseph II. aus der kaiserlichen Schatzkammer zur öffentlichen Verehrung aufstellte. Die Altarblätter der sechs Seitenaltäre[10] sind Ölgemälde auf Leinwand, und zwar von der Evangelien- oder Kanzelseite herabgerechnet:

1) Die Heilung des Gichtbrüchigen malte Pelegrini. Dieses Blatt wird von Kunstkennern als das vorzüglichste gerühmt. Bei diesem Altare ist auch ein Bildniß des heiligen Johann von Nepomuk aufgestellt.

[S. 14]

2) Die Himmelfahrt der seligsten Jungfrau Maria, vom Venetianer Ricci. Dieses Gemälde soll 6000 Gulden gekostet haben. Ein Mariengemälde und jenes der heiligen drei Könige ist angefügt. Neben diesem Altare befindet sich ein einfaches Denkmal, das dem vaterländischen Dichter Johann Heinrich von Collin gewidmet ist.

3) Das Bild des römischen Hauptmannes ist ein Kunstwerk von Daniel Gran. Auf dem Altare befindet sich noch ein Bild des heiligen Joseph und neben demselben steht der Taufstein.

Ferner auf der Epistelseite, von oben herab:

4) Das Bildniß des heiligen Lukas, eine vorzügliche Leistung des Niederländers Van Stippen. Das Haupt des heiligen Lukas soll des Künstlers Ebenbild seyn. An diesem Altare wird ein Bildniß von Mariahilf verehrt.

5) Das Bild der heiligen Elisabeth ist eine großartige Ausführung von Daniel Gran. Dieser Altar ist zum Speisealtare bestimmt; auf demselben ist ferner ein Bildniß von Mariazell.

6) Die Auferweckung des Jünglings von Naim wurde mit großer Kunst von Altomonte gemalt. An diesem Altare ist ein Bild der heiligen Anna angebracht.

Zu beiden Seiten des Hochaltares sind lichte, geräumige Sakristeien erbaut, und über denselben prachtvolle kaiserliche Betezimmer mit Caminen. Die Kirche besitzt keine dem äußern Glanze entsprechende[S. 15] heilige Gefäße, Gewänder und Geräthschaften. Doch ist sie mit dem Nothwendigen hinreichend versorgt. Unter den Reliquien sind noch eine kostbare Partikel von den Eingeweiden des heiligen Carl, dann dessen Inful, Cardinalshut, Schuhe, Talar- und Vesperkleid anzuführen, wie auch eine Partikel vom heiligen Kreuze und vom heiligen Johann von Nepomuk.


[S. 16]

Anhang.


Einige Züge aus dem Leben des heiligen Carl Borromäus.

Der heilige Carl Borromäus[11] wurde am zweiten Oktober 1538 auf dem Schlosse Arona, am Lago maggiore, im Gebiete von Mailand, geboren. Er war der zweite Sohn des Grafen Gilbert Borromäus, aus einer der ältesten und vornehmsten Lombardischen Familien stammend, und der Margarethe, aus dem berühmten Geschlechte der Medicäer. Die sehr frommen, außerordentlich wohlthätigen, aber in bescheidener Zurückgezogenheit lebenden Ältern bestimmten ihn[S. 17] sogleich zum geistlichen Stande; und seine sorgfältige Erziehung war dieser Bestimmung ganz entsprechend. Die Studien vollendete er auf der Hochschule zu Pavia, auf dieser empfing er den Doctorhut. Strenge Sittenreinheit, unermüdlicher Fleiß, stille Eingezogenheit, beharrliche Andacht zierten den vornehmen und reichen Jüngling, der deßwegen seinen fröhlichen Studiengenossen nicht ganz zusagte, ja manchmal eine nachtheilige Meinung von seinen Talenten veranlaßte. Während der Studien starb ihm der Vater, und sein Oheim, der Cardinal Johann Angelus von Medicis, wurde zum Kirchenoberhaupte erwählt. Unter dem Namen Pius IV. bestieg er den heiligen Stuhl.

Von dem heiligen Vater wurde Carl mit dem ältern Bruder Friedrich sogleich nach Rom berufen, und als der Liebling des Oheimes mit Ehren und Reichthümern überhäuft. Die Lage des jungen Mannes war sehr glänzend. Er selbst sagte später: »daß Gott nicht die Strenge der Widerwärtigkeiten, wie es oft geschieht, angewendet habe, ihn zu einem frommen und heiligen Leben zu führen: sondern alle Gaben des Glückes, damit er durch die göttliche Gnade erleuchtet, recht nahe das Unbeständige und Eitle der menschlichen Glücksgüter sehe, und seinen Geist auf das Beständige und Wichtige, auf die ewigen Angelegenheiten, hinwende.« Unerwartet starb sein älterer Bruder, und er wurde Stammherr seines Hauses. Sogleich ließ er sich zum Priester weihen, um nicht[S. 18] durch irdische Rücksichten in dem Entschluße, im geistlichen Stande Gott zu dienen, wankend gemacht zu werden. Er wurde zum Cardinal, und bald darauf zum Erzbischofe von Mailand erhoben; jedoch von seinem Oheime gegen seinen Wunsch in Rom zurückgehalten. Die wichtigsten Ämter der heiligen römischen Kirche wurden von ihm verwaltet. Den ganzen Tag widmete er den Berufsarbeiten, die Nächte den Studien. Mit unermüdlicher Beharrlichkeit verlegte er sich auf die heiligen Wissenschaften. Um das Wort Gottes selbst verkündigen zu können, übte er sich im Predigtamte in kleineren Kirchen. Um sich hatte er immer Männer von Verdienst, Gelehrsamkeit und frommen Wandel versammelt. Mit rastlosem Eifer betrieb er die Vollendung des Tridentinischen Kirchenrathes, die Herausgabe des von demselbem befohlenen römischen Katechismus; auch stiftete er das Collegium Borromäum in Pavia für arme Studirende.

Am meisten lag ihm die christliche Gemeinde von Mailand am Herzen, deren Oberhirte er war. In seinem Namen besorgte dort ein frommer und weiser Priester, Nikolaus Ormanetti, die geistlichen Angelegenheiten. Doch der heilige Carl wollte persönlich seiner Herde vorstehen und vorleuchten. Auf seine inständigen Bitten enthob ihn der Papst der Verwaltung mehrer Kirchenämter, und entließ ihn in seinen Kirchsprengel. Mit der größten Freude und Ehrerbietung wurde Carl in Mailand empfangen. Sein erstes Geschäft[S. 19] war, sein eigenes Haus zu ordnen, denn es war sein Grundsatz, daß, wer sein eigenes Haus zu verwalten nicht verstehe, der Kirche Gottes nicht vorstehen könne. Er führte die strengste Ordnung, die möglichste Einschränkung ein, um desto mehr für die Nothleidenden seiner Herde zu erübrigen; denn seine Freigebigkeit kannte keine Gränzen. Den Erlös eines verkauften Fürstenthumes verwendete er an einem Tage für die Armen und für fromme Stiftungen. Dann war seine angestrengteste Bemühung auf die Ausführung der Gesetze des Kirchenrathes von Trient gerichtet, damit die reine gesunde Lehre Christi erhalten, die Sitten der Geistlichen und des Volkes geheiligt, und die Kirche zur Ehre Gottes und zum Heile der Seelen verwaltet werde. Vorzüglich sein Eifer, seine Tugenden bewirkten, daß Italien von den Unordnungen, Bürgerkriegen und Verwüstungen befreit blieb, welche die sogenannte Reformation in andern Ländern herbeiführte. Er hielt häufig berathende Zusammenkünfte mit seinen Geistlichen, in welchen die Übel der Zeit gründlich untersuchet, und die heilsamsten Anordnungen getroffen wurden. Er selbst leuchtete überall voran, ermuthigte die Schwankenden, entzündete die Lauen, strafte die Schlechten, unterstützte die Bedrängten. Er selbst unterzog sich den müheseligsten Reisen und Entbehrungen, erkletterte mit wunden Händen und Füßen die steilsten Alpen, um überall[S. 20] selbst zu sehen, und kraftvolle Abhilfe bringen zu können.

In diesen gottseligen Arbeiten wurde er durch die Nachricht, daß sein Oheim, der Papst, schwer krank sey, unterbrochen. Er eilte nach Rom, spendete dem frommen Greise die heiligen Sakramente, und stand ihm als tröstender Engel am Sterbebette zur Seite. Nach dessen Hinscheiden war für Carl die höchste aller Angelegenheiten, daß bei der Wahl des Kirchenoberhauptes der Würdigste erwählet werde. Der heilige Papst Pius V. war der Nachfolger seines Oheimes.

Sogleich eilte er zu seiner Gemeinde zurück, um die begonnenen Verbesserungen fortzusetzen. Dabei vergaß er nie, vor allem an eigener Heiligung zu arbeiten. Je mehr seine Tugenden bewundert wurden, desto dürftiger erschien er sich in seinen Augen. Er wählte die erleuchtetsten und frömmsten Männer zu seinen Gewissensräthen. Diese mußten ihn stets begleiten, beobachten, ermahnen. Sehr oft beichtete er. Wie es die Umstände gestatteten, wenigstens jährlich einmal, zog er sich in die Einsamkeit zurück, und beschäftigte sich ausschließend mit geistlichen Betrachtungen, harten Bußübungen und der strengsten Selbstprüfung, und beschloß mit einer Generalbeichte. Von diesen Übungen erklärte er, daß er durch sie erst angefangen habe, die Wege des wahren geistigen Lebens zu betreten. Er lebte die meiste Zeit nur von Milch, getrockneten Feigen, und gekochten[S. 21] Bohnen, krank nur Wasser. Er schlief auf einem einfachen Strohsacke, und auf seinen Reisen brachte er viele Nächte mit Beten in den Kirchen zu. Höchstens schlief er fünf Stunden. Als jemand bemerkte, die Ärzte erklären, ein gesunder Mensch brauche sieben Stunden zum Schlafe, erwiederte er: Ich glaube nicht, daß sie dieses von einem Bischofe sagen wollen. Als ein guter Vater gestattete er seinen Hausgenossen einen längern Schlaf.

Nie unternahm er ein Geschäft von Wichtigkeit, ohne sich durch anhaltendes Gebet vorzubereiten.

Dann vereinigte er in seiner Amtsführung zwei Eigenschaften, die dem Anscheine nach unvereinbar sind. Auf der einen Seite übergab er sich ganz der göttlichen Vorsehung, daß es schien, er halte gar nichts auf menschliche Anstrengung. Auf der andern Seite unterließ er nichts, um seinen Arbeiten einen glücklichen Ausgang zu sichern. Was Eifer, Thätigkeit, Vorsicht, Scharfsinn vermochten, wurde angewendet; er erwog lange Vortheile und Nachtheile, Schwierigkeiten, und die Mittel sie zu besiegen; mit der Feder in der Hand zeichnete er den Entwurf mit solcher Ordnung und Klarheit auf, daß nothwendiger Weise der Erfolg gewiß seyn mußte. Hatte er noch dazu den Rath einiger vertrauenswürdiger Männer eingeholt, führte er schnell und kräftig aus, ohne je eine Verlegenheit zu zeigen, und blieb immer sich gleich bei gutem oder schlechtem Erfolge.

[S. 22]

Die unbeugsame Strenge, mit welcher er zur Ausübung der göttlichen und kirchlichen Gebote anhielt, die rücksichtslose Gerechtigkeit, mit welcher er die Schlechten strafte und entfernte, nur Verdienst und Tugend schützte, und über die öffentlichen Sitten wachte, zog ihm sehr viele Feinde unter Geistlichen und Weltlichen zu. Er mußte manche Mißhandlung, sogar Angriffe auf sein Leben ertragen; auf ihn wurde geschossen. Die weltliche Obrigkeit verklagte ihn beim Könige, daß er sich Eingriffe in ihre Rechte erlaube. Der gottesfürchtige König Philipp II. jedoch billigte alles, was der heilige Cardinal angeordnet hatte.

Am schönsten glänzte seine Liebe bei der Pestseuche, welche im Herbst 1576 ausbrach, und den Winter hindurch Mailand verheerte. Bei der Nachricht, daß diese fürchterliche Geißel im Anzuge sey, veranstaltete er öffentliche Gebete um Abwendung derselben. Als sich Spuren in Mailand zeigten, zog sich der heilige Bischof auf einige Tage zurück, bereitete sich mit inbrünstiger Andacht auf den bevorstehenden Kampf und auf seinen Tod, und machte das Testament. Nachdem er seine ewigen und zeitlichen Anliegen geordnet hafte, trat er mit unbeschreiblichem Eifer hervor, ermunterte und bestimmte die Obrigkeiten zu den zweckmäßigsten Anstalten und größten Opfern. Er berief seine Geistlichkeit zu sich, und begeisterte dieselbe zur hingebenden Erfüllung der Pflichten der Liebe und ihres heiligen Amtes. Er ging[S. 23] überall voran, spendete selbst den Angesteckten die heiligen Gnadenmittel unserer Religion und half aus allen Kräften der schrecklichen Bedrängniß, welche die Hemmung alles Verkehres und die Flucht so vieler Reichen herbeiführte. Er verkaufte alle Kostbarkeiten, alles Silbergeschirr. Alle Einrichtungen seines Hauses gab er in die Spitäler und den Armen. Da dieses nicht zureichte, nahm er Gelder auf und verpfändete seine Einkünfte. Er sank zu einer Dürftigkeit, daß er und die seinigen manchen Tag nicht trockenes Brot zu essen hatten. Solches Beispiel wirkte. Zu gleicher Liebe angefeuert, stellten fromme reiche Leute, welche die mißlichen Umstände ihres ehrwürdigen Bischofes erfuhren, große Summen zu seiner Verfügung. Der Heilige Gottes veranstalte öffentliche Bittgänge, um Hilfe zu erflehen. Im härenen Gewande, mit bloßen Füßen, einen Strick um den Hals führte er dieselben; verwundet und blutend am Fuße wandelte er durch die verödeten Straßen, und tröstete und ermahnte in rührenden Predigten sein gebeugtes armes Volk. Gott erhörte das Flehen des heiligen Oberhirten. Die Seuche wich, und im Frühlinge 1577 wurden die feierlichen Danksagungen dargebracht. Wegen dem aufopfernden Heldenmuthe, den der heilige Carl bei dieser Pest bewies, wird er als ein Fürsprecher bei Gott gegen diese Geißel der Menschheit verehret, und gelobte der fromme Kaiser Carl VI. ihm zu Ehren unsere Pfarrkirche zu erbauen.

[S. 24]

Noch viele Denkmale der frommen Freigebigkeit hat der heilige Carl hinterlassen. Er stiftete viele geistliche Erziehungsanstalten, Priesterhäuser, Zufluchtsstätten für Arme, Unglückliche und Verführte. Das große, schöne und reiche Mailänder Krankenhaus verdankt ihm Stiftungen und Einrichtung. Besondere Sorgfalt widmete er den Gotteshäusern. Viele ließ er herstellen und ausschmücken. Er drang auf genaue Ordnung und erhebende Würde bei der öffentlichen Gottesverehrung.

So weihete er unermüdet im heiligen Lehramte, ungebeugt bei allen Müheseligkeiten, unerschrocken gegen alle Widersacher, sein ganzes Leben dem Dienste des Herrn, den er unaussprechlich liebte, und dessen Liebe er allen Herzen einzuflößen strebte. Rein und jungfräulich in seinem Wandel, verehrte er mit zärtlicher Andacht die seligste Jungfrau. An jeder Kirche seines Kirchensprengels ließ er über der Thüre ihr Bildniß anbringen, damit alle Eintretenden durch sie bei ihrem hochgelobten Sohne Gnade und Erhörung finden.

Sein heiliges Leben war eine ununterbrochene Vorbereitung zu einem glückseligen Tode. Er fühlte sein Ende herannahen, und begab sich in das einsame Gebirge nach Varallo, berühmt wegen dem schönen Kreuzwege und heiligen Grabe. Dort legte er sich die strengsten Bußübungen auf, und schickte sich an, in eine höhere Welt überzugehen. Er wurde, von einem[S. 25] hitzigen Fieber befallen, nach Mailand zurückgebracht, und starb selig Abends den 3. November 1584 im sieben und vierzigsten Jahre seines thatenreichen Lebens. Als die Nachricht seines Todes in Rom ankam, rief der damals regierende Papst Gregor XIII.: »Die Leuchte Israels ist erloschen!«

Carl war ein großer schöner Mann, von so gutem Aussehen, als es nur immer seine vielen Fasten gestatteten. Er hatte große blaue Augen, eine Adlernase, kastanienbraune Haare. Würde und Ernst waren über sein blasses Antlitz ausgegossen. In Kleidung und Hausgeräthen war er äußerst einfach. Strenge und sparsam gegen sich, war er sehr gastfrei und ein wahrhaft guter Hausvater der Seinigen. In seinen Diensten hatten sie keine Noth zu fürchten; ihr Alter und ihre Gebrechlichkeit machte sie ihm noch theuerer. Sehr leicht zugänglich, empfing er Jedermann mit Sanftmuth und Artigkeit, vorzüglich aber fromme arme Leute. Betrug er sich gegen die Großen voll Würde und Ernst, so nahm er dagegen einen armen Landschullehrer mit der rührendsten Leutseligkeit auf. Er kannte vollkommen, was der Anstand, die bürgerliche Rangordnung, und die feinste Lebensweise fordern, daß die ganze Welt darüber staunte, wie ein so großer Oberhirt, bei seinen zahlreichen und heiligen Beschäftigungen, so genau in Erfüllung der Pflichten des geselligen Lebens seyn könne.

[S. 26]

Am 1. November 1640 wurde er von seiner Heiligkeit Paul V. unter die Diener Gottes feierlich aufgenommen, welche Gott selbst durch wunderthätige Hilfeleistungen auf ihre Fürbitte als seine Freunde erklärt hat, und deren heiliger Wandel von der Kirche allen Gläubigen zur Nachahmung vorgestellt wird. Seine irdischen Überreste ruhen im Dome zu Mailand.



Gebet.


O Herr! bewahre deine Kirche unter dem beständigen Schutze deines heiligen Bekenners und Bischofes Carl, damit, wie seine Hirtensorgfalt ihn verherrlicht, seine Fürbitte uns immer mehr in deiner Liebe entzünde, durch unsern Herrn Jesum Christum, deinen Sohn, welcher mit dir lebet und regieret in Einigkeit des heiligen Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.



Gottesdienst-Ordnung,

nach welcher

durch neun Tage in der k. k. Votiv- und Pfarrkirche
zum heiligen Carl Borromäus in Wien

das erste hundertjährige

Jubelfest der Einweihung

gefeiert wird.


Sonnabend den 4. November, am Tage des heiligen Carl Borr., und am Vorabende der Feier seines Festes beginnt die Andacht um 4 Uhr Abends mit einer Eröffnungs-Predigt, worauf nach einer musikalischen Litanei der heil. Segen gegeben wird.

Sonntag den 5. November wird um 8 Uhr Morgens das hochwürdigste Altarssakrament zur Anbetung ausgesetzt, um 10 Uhr ist die Festpredigt, und um 11 Uhr das feierliche Hochamt. Abends um halb sechs Uhr ist abermals musikalische Litanei, und sie schließt mit dem heiligen Segen.

Die andern Tage dieser Festwoche, als am 6., 7., 8., 9., 10., 11. November, wird um 8 Uhr Morgens das allerheiligste Altarssakrament zur Anbetung ausgesetzt, um 11 Uhr ist ein Hochamt, und Nachmittag um halb 6 Uhr wird mit einer Litanei und dem heil. Segen geschlossen.

Sonntag den 12. November wird, wie am vorhergehenden Sonntage, um 8 Uhr Morgens das hochwürdigste Altarssakrament zur Anbetung ausgesetzt, um 10 Uhr ist die Fest-Predigt, um 11 Uhr das feierliche Hochamt.

[S. 27]

Abends um vier Uhr ist die Dankpredigt, nach welcher eine musikalische Litanei und der Ambrosianische Lobgesang: »Herr Gott, Dich loben wir!« angestimmt, und zuletzt die festliche neuntägige Andacht mit dem heiligen Segen beschlossen wird.

Zu welcher Feierlichkeit die ganze löbliche Pfarrgemeinde im Herrn eingeladen wird.


Fußnoten:

[1] Geboren am 1. Oktober 1685 trat er die Regierung der Erblande nach dem Tode seines durchlauchtigsten Bruders, Kaisers Joseph I., am 11. April 1711 an. Am 12. Oktober 1711 wurde er zum Kaiser erwählt und gekrönet. Er starb in der Nacht vom 19. zum 20. Oktober 1740 in der Nachbarschaft der von ihm erbauten Kirche, im kaiserlichen Lustschloße Favorita, in welchem sich gegenwärtig die k. k. Theresianische Ritter-Akademie befindet.


[2] Seit Menschengedenken zum siebenzehnten Male.

[3] Psalm 126. v. 2.

[4] Siehe im Anhange die gedrängte Lebensbeschreibung dieses Heiligen.

[5] Die Zahl der Todten hat sicherlich im letztgenannten Jahre 50000 überstiegen. Genaue Zählungen waren unmöglich. Kaiser Leopold I. ließ zur Danksagung die marmorene Dreieinigkeits-Säule auf dem Graben errichten.

[6] Leider, daß die nächste nach der größten gesprungen und unbrauchbar geworden ist, wodurch die Oktave, welche die acht Glocken bilden, unterbrochen wird.

[7] Dieser Orden, dessen Ursprung sich in das Dunkel der Kreuzzüge verliert, kam 1217 nach Böhmen, widmete sich dem Schutze und der Begleitung der Pilgrime in das heilige Land, der Pflege der armen hilfelosen Menschheit und der Seelensorge. Noch gegenwärtig besteht nach seinen Statuten an der hiesigen Wiener Commenda ein Armenspital. Das Ordenszeichen ist ein rothes Kreuz mit einem sechseckigten Sterne, das auf der linken Brustseite getragen wird.

[8] Alle in der Kirche vorkommenden Abbildungen des Heiligen sind treue Ebenbilder.

[9] Beinamen der Könige von Spanien und Ungarn.

[10] Ihre Einweihung siehe §. 3.

[11] Zwei Zeitgenossen, vertraute Freunde des Heiligen, Augenzeugen seines gottseligen Lebens, haben uns umständliche Beschreibungen desselben hinterlassen. Carl Basilicapetri, Mailand 1792, und vorzüglich Johann Peter Glussiano, Geheimschreiber des heiligen Bischofes, Mailand 1610. Herr Theodor Friedrich Klitsche, Major in päpstlichen Diensten, hat in einer guten Übersetzung, Augsburg 1836, Kollmann'sche Buchhandlung, dieselbe der deutschen Lesewelt zugänglich gemacht. Immer wird das Leben des heiligen Bischofes ein ermunterndes und begeisterndes Vorbild jedem frommen Christen, ein wahrer Tugendspiegel allen Priestern seyn, deren Obsorge Seelen anvertraut sind!